Sonntag, 30. Januar 2011

Leseprobe "Materie oder Bewusstsein"

Die Glocke der Entscheidung ( 1. Kapitel – gekürzt)

1994 brachte die legendäre Pop-Musik-Gruppe „Pink Floyd“ - immer am Puls der Zeit – ihr Album „The Division Bell“ heraus. In dem Titel „High Hopes“ findet sich die Textstelle : Die Glocke der Entscheidung hat begonnen zu läuten. Im Englischen Parlament wir diese Glocke geläutet, wenn es zur namentlichen Abstimmung kommen soll, die Debatte beendet ist.
Wie aus Urgründen heraus haben die drei Musiker erfasst und in markigen Töne künstlerisch gestaltet, was die Signatur unserer Zeit ist; sozusagen, was die Glocke geschlagen hat : Die Zeit der Entscheidung ist gekommen, hat begonnen.
Der Mensch, ich, bin auf der Erde einen Weg gegangen. Alles Erkennen, Durchdringen der äußeren Umgebung hat in der Naturwissenschaft zu einer beachtlichen Fülle von Wissen geführt.
Diese Erkenntnisse führen zur Anschauung einer sich über Jahrmilliarden entwickelnden Welt.
Zugespitzt könnte man formulieren, einer Welt des Zufalls, der reinen Naturgesetzlichkeit, die gänzlich ohne Gott auskommt.
Sie hat nur das kleine, fast schon winzige Problem, wie sie z.B. die entdeckten, kleinsten Bausteine der Welt, die Atome, Elektronen, Neutronen, Neutrinos und Co … in ihrer Existenz erklären soll.
Der Anfang, der Urbeginn aller Existenz und das Ende, das Ziel und damit die Sinnfrage, wozu entwickelt sich all das ? - die bereiten immer noch die gleichen Schwierigkeiten.
Aber da das Erkenntnismaterial dazwischen so enorm angewachsen ist und bereits eine beeindruckende Geschlossenheit in der Aussage, wie die Welt sich entwickelt hat bietet, neigen wir schon dazu, die beiden offenen Enden gering zu schätzen.
Wir wiegen uns praktisch schon in der Sicherheit der naturwissenschaftlichen Erkenntnis unserer Tage – bis zum sprichwörtlichen Einschlummern gegenüber der beschriebenen, kleinen aber entscheidenden, Rest-Unsicherheit.
Wir fassen uns, die Erde, die Welt, den Menschen als rein äußerlich, im Zuge einer Jahrmilliarden langen Entwicklung, naturgesetzlich entstanden auf.

Wir erklären uns damit zum (bloßen) Produkt der Materie.

Die Materie hat sich entwickelt; immer komplexere Strukturen entstanden, die Eiweiß-Biosynthese setzte ein; erst haben wir die Einzeller, dann komplexere Organismen, …, Säugetiere, Affen - der Mensch.
Gott, Adam und Eva, das Paradies und die Vertreibung daraus - naturwissenschaftlich gesehen - überholt !
Überholt auf der Autobahn unseres naturwissenschaftlichen Denkens.

Alles klar ! ?

Diese Weltsicht hat Furore gemacht.
Sie bestimmt unser Leben, unser Tun und Lassen.
Mit ihr sind wir groß geworden, beherrschen mit der daraus entwickelten Technik die Erde, haben sie uns i.d.T. untertan gemacht.
Wir stoßen damit aber auch bereits an Grenzen, an jene „Grenzen des Wachstums“ - die Maedows berühmtes Buch , über den alarmierenden Bericht des „Club of Rom“ in den 70-er Jahren schon beschrieb.
Die gesamte Klima-Katastrophen-Problematik steht für diese Grenzen.

Stimmt da vielleicht doch etwas nicht an unserem Erfolgsmodell ?
Wer wollte als Mensch an seinem Bewusstsein zweifeln.
Ich denke, also bin ich – formulierte schon R. Descartes.
Aber : Kann Materie – bei aller Komplexität ihrer Entwicklung – Bewusstsein haben ?
Und gar unser Ich und die von uns doch über alles geschätzte Freiheit – alles nur naturgesetzliche Begleiterscheinung von Materie ?

Bringen wir es – bringen wir uns – auf den Punkt !
Gibt es Seele, gibt es Geist ?
Bleibt da etwas von uns über den Tod hinaus ?
Oder bedeutet die Zersetzung der überaus komplexen Materie Mensch auch definitiv das Ende seines Bewusstseins ?
Gelebt, gestorben – Ex und hopp ?
Damit sei die große Fragestellung umrissen, die nach Beantwortung drängt.

Durch meine persönliche Neigung, das Leben ernst zu nehmen, bin ich auf diese zentrale Frage gestoßen. Sie hat mich lange Jahre gequält; ich konnte nicht leben ohne mir plausibel machen zu können : wozu ?
Ich war gezwungen mir eine Antwort zu suchen, um dem unausweichlichen Gefühl, dem gefühlten (sicheren) Tod (der Materie) in mir überhaupt Leben entgegen setzen zu können, glaubhaftes Leben. Ich war gezwungen danach zu suchen, ob es ein solches Leben gibt, das stärker ist als der gefühlte Tod in mir und woher dieses Leben quillt.

Die Frage,
Materie oder Bewusstsein ?

- als Mensch einen Körper zu haben, der rein äußerlich, evolutionär erklärt wird und innerlich aber ein sehr deutliches Ich-Bewusstsein zu empfinden, das sich weigert und empört, sich für ein bloßes Begleitprodukt einer materiellen Entwicklung zu halten,

- ist meine Schicksalsfrage.

Nach all dem jahrelangen Suchen und Ringen gehe ich soweit, zu sagen, es ist die

Schicksalsfrage des Menschen und der Menschheit.

Ihrer Beantwortung können wir nicht entgehen.
Wie wir sie beantworten, bestimmt unser Tun und Lassen, unsere Weltsicht und was wir aus uns und der Welt machen : ein Feld der Materie oder eine Sphäre des Bewusstseins.

Wer war zuerst da ?
Die Materie oder der Geist ?
Diese Frage entscheidet für mich auch die Frage : Gibt es am Ende nur den (Wärme-) Tod der Materie, oder kann die Seele die Gewissheit erlangen, dass ihr Bewusstsein überdauert, den Tod überwinden kann und wieder Ewigkeit erlangt ?

Wir haben die Wahl.
Die Glocke der Entscheidung hat aber bereits begonnen zu läuten.
Wir sind aufgerufen uns – namentlich - zu entscheiden.

Karl-Heinz Falkenburger, 7.01.2011

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